
Nach den drei Wochen Urlaub/Seminar stand am 17.Januar unsere Rückkehr nach Timor an. Wir hatten einen recht frühen Flug und sind schon gegen 11 Uhr in Dili gelandet. Schon während wir geflogen sind, haben wir gemerkt, dass wir wieder in der Timor-Sphäre angekommen sind; wir haben eine Freundin von unserer Gastschwester im Flieger getroffen, die kurzerhand darauf bestanden hat uns nach Hause zu fahren. Eigentlich sollten wir mit Sister Sonia zurück kommen, die den letzten Monat in Manila bei ihrer Familie verbracht hat, aber sie hat einen späteren Flug von der neuen timoresischen Airline genommen. Timor hat seit kurzem jetzt seine eigene Airline - AirDili!
Besonders schön bei unserem Flug war nicht nur die Begegnung mit der Freundin von Nadia - Mana Julia - sondern auch, dass man in Timor kurz vor der Landung immer die Christo Rei Statue sieht, ein bisschen als würde man dadurch extra begrüßt werden!
Wieder in Lecidere bei der Gastfamilie angekommen waren alle erstmal überrascht, weil sie dachten wir kommen erst am 18. zurück. Der Empfang war aber trotzdem herzlich und wir haben uns gefreut uns wieder zu sehen!
Wir sind dann erstmal auf unsere Zimmer gegangen und dann ging das Chaos los: In Marias Zimmer mussten wir erstmal mit diversen Krabbeltieren kämpfen und in meinem Zimmer hat sich ein sehr penetranter Schimmelgeruch breit gemacht. Ich habe also alles untersucht und festgestellt, dass mein Kleiderschrank ziemlich durch geschimmelt ist. „Glücklicherweise“ hatten wir das ein bisschen befürchtet - in tropischen Ländern kämpft man ja immer wieder mal mit Schimmel und wir waren also mehr oder weniger gewarnt - und ich hatte die meisten meiner Klamotten in meinem großen Koffer, der Überschwemmungs- und Schimmelfest auf meinem Bett lag. So waren nur wenige Klamotten vom Schimmel betroffen.
Das Chaos hat allerdings dafür gesorgt, dass wir - müde und erschöpft von der Reise - ziemlich niedergeschlagen waren. Wir haben uns in Marias Zimmer dann kurz ausgeruht und sind dann erstmal essen gegangen. Wir waren ziemlich verzweifelt, weil Schimmel hier so häufig vorkommt, dass es für viele kein wirkliches Problem darstellt. Ich habe mich aber super unwohl in meinem Zimmer gefühlt und so haben wir mehr oder weniger eigenständig - natürlich schon in Absprache mit der Familie - den Schrank aus dem Zimmer geschafft. Am nächsten Tag haben wir uns dann auf den Weg gemacht, um mir einen neuen Schrank zu organisieren. Ich wollte das so schnell wie möglich über die Bühne bringen, weil mir das schon sehr unangenehm war, dass für uns der Schimmel so ein großes Problem darstellt während die Menschen hier einmal feucht drüber wischen würden und es dann einfach ignorieren. Ich dachte also, je schneller ich eine Alternative habe, desto weniger wird darüber weiter geredet. Und so war es auch: wir haben einen Steck-Schrank besorgt, der relativ leicht aufzubauen war und sehr groß und praktisch ist.
Wir haben daraus mal wieder gelernt wie unterschiedlich Probleme wahrgenommen und aber auch angegangen werden. Während wir pragmatisch und fast hektisch das Problem lösen wollten, hat unsere timoresische Gastfamilie den Schrank zwei Wochen im Flur stehen gehabt und ihn ein paar Mal abgewischt bevor er dann in das Zimmer unserer Gastschwester gewandert ist.
Generell gab es während unserer Abwesenheit noch weitere Neuerungen und Entwicklungen: die Regenzeit hat eine neue Stufe erreicht. Weiterhin regnet es hauptsächlich nachmittags/abends, aber dafür weit aus länger. Das Überschwemmungsrisiko steigt damit an und wir sind in letzter Zeit einige Male durch unseren Vorgarten gewatet. Bis April wird die Regenzeit noch andauern und sich auch noch ein bisschen steigern. Wir hoffen also, dass wir nicht irgendwann morgens mit nassen Füßen aufwachen.
Am Samstag - also drei Tage nach unserer Ankunft - haben wir ein Hobby gefunden. Wir haben zufällig im Internet ein Fitnesscenter gefunden, der relativ in der Nähe ist. Wir haben uns also auf den Weg gemacht und sind ein bisschen umhergeirrt bis wir dann das Center gefunden haben (Kurzer Einschub: wie cool ist es bitte, dass wir uns in Dili so unabhängig bewegen können und so professionell Microlet fahren können, dass wir sogar neue, versteckte Orte finden?!). Neben einem normalen Gym gibt es dort auch ein Badminton- und Basketballplatz und sogar eine Tischtennisplatte. Es ist vielleicht kein Ascheplatz auf dem ich mein sehr vermisstes Tennis spielen kann, aber doch ähnlich gut. Das beste am Center sind aber die warmen Duschen, für die wir wirklich sehr dankbar sind. Es ist schon ziemlich toll, dass wir jetzt auch ein richtiges Hobby ausleben können.
Auf unserem Nachhauseweg vom Center haben wir dann Joseph getroffen, einen iranischen Farmer, der seit 4 Jahren Business in Timor betreibt und für Sister Sonia verschiedene Flächen bewirtschaftet. Er hat uns für Sonntag nach der Kirche auf eine Farmtour nach Hera eingeladen. Hera ist ein kleines Dorf ca 30min außerhalb von Dili.
Am Sonntag sind wir also mit Nadia zu ihm gelaufen und sind dann nach Hera gefahren. Er hat uns seine Farm gezeigt - inklusive Fischbecken und 1000 Enten - und uns erklärt wie er dazu beitragen möchte, dass Timor ihre eigene Versorgung erwirtschaften kann. Er hilft vor allem auch dabei kirchliche Besitztümer - Flächen oder auch ganze Farmen, die der Kirche vermacht wurden - zu Agrarfähiger Landschaft zu machen. Es war total interessant was er uns alles erzählt hat, auch weil er selbst eine beeindruckende Lebensgeschichte hat: aufgewachsen im Iran in einer katholischen Familie, Farmer in Pakistan und dann später auch in Malaysia und Timor. Er hofft, dass er die Bauernhöfe (erst seine eigenen, dann vielleicht auch die von Locals) revolutionieren kann, sodass der timoresische Nahrungsbedarf nicht mehr von Exporten abhängig ist.
Auch wenn wir wirklich eher wenig von Bauernhöfen und Landwirtschaft verstehen, hatten wir einen sehr spannenden Nachmittag und es war total schön mal eine neue Ecke von Timor zu erkunden. Manchmal vergesse ich, dass Timor soviel mehr als Dili ist.
In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich dann ziemlich hohes Fieber bekommen und war generell sehr erkältet. Ich hatte das volle Programm: Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Fieber und Gliederschmerzen. Dementsprechend bin ich erstmal zuhause geblieben und habe eigentlich den ganzen Tag verschlafen. Am Dienstag habe ich dann einen von mir mitgebrachten Coronatest gemacht und er war positiv. Sister Sonia hat uns dann einen Termin im Krankenhaus gemacht, weil es ihr sehr wichtig war, dass wir (bzw ich) mal durchgecheckt werden. Sie hat uns dann um 9Uhr am Mittwoch abgeholt und im Krankenhaus abgesetzt. Das Krankenhaus hat uns sehr positiv überrascht. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich skeptisch, weil wir auch verschiedene Krankenhaus-Gruselstories aus den Philippinen gehört haben. Im Endeffekt hat es sich nur leicht von einem deutschen Krankenhaus unterschieden; wir haben uns also erstmal angemeldet und wurden dann in einen Container vor dem Krankenhaus verfrachtet, weil ich ja einen positiven Corona-Test vorweisen konnte. Wir mussten dann ziemlich lang warten und dann wurde bei uns beiden nochmal ein Corona-Test und ein Influenza-Test gemacht. Wir hatten einen sehr lebensfrohen und lustigen Arzt, der viel mit uns geplaudert hat, was die Wartezeit deutlich verkürzt hat. Am Ende kam dann raus, was wir erwartet hatten: wir haben kein Influenza und ich habe Corona. Das wichtige dabei war aber unser Krankschreiben, sodass wir mich nicht jeden Tag neu krankmelden müssen. Maria wurde aus Solidarität einfach auch ein paar Tage krankgeschrieben, obwohl sie sich fit gefühlt hat und ihr Test war auch negativ. Wir hatten also eine sehr positive Krankenhaus-Erfahrung und sind irgendwie auch erleichtert, dass wir das mal ausprobiert haben.
Am Freitag Nachmittag haben wir dann überraschend eine Nachricht von unserer Gastschwester bekommen: "Wir kommen in 5Minuten." Wir wussten nicht genau wer "wir" ist, aber haben uns dann schnell ein bisschen aus unseren Krankenoutfits in normale Klamotten geschmissen und dann haben wir auch schon Sister Sonias Stimme in unserem Wohnzimmer gehört. Wir sind also aus unseren Zimmern herausgekommen und dort standen einfach ALLE Kolleginnen. Ich war völlig perplex. Sie haben uns dann eine Tüte gereicht und wir haben ein Foto zusammen gemacht. Das war eine wirkliche Timor-Erfahrung, die in Deutschland so sicher nicht vorkommen würde. Das Lustigste war aber eigentlich die Geschenktüte: wir haben jeder einen Liter Orangensaft, Instant-Nudeln, einen Liter Milch und Algenkräcker bekommen. So wird man scheinbar in Timor gesund.
Inzwischen geht es uns/mir wieder gut, auch wenn das wirklich eine Weile gedauert hat - ich war wirklich anderthalb Wochen ziemlich krank. Auch wenn alleine krank sein wirklich nicht der Hit ist, war es auch spannend mal ein timoresisches Krankenhaus zu besuchen und zu sehen wir Kolleginnen in Krankheitsfällen einander verpäppeln (und das sich liebe Gesten von hier für uns eher wie Überfälle anfühlen).
Unser fünfter Monat ist also auch schon wieder vorbei :)







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